Thomas Bühlmann

Inner Peace Guide

Hamburger Icon
Wie lerne ich Fühlen

Wie lerne ich Fühlen

Die einzige, aber tiefsitzende Schwierigkeit, Emotionen zu fühlen ist, dass wir glauben, unsere Identität sei mit diesen Gefühlen verknüpft. Dies spiegelt sich schon im Gebrauch unserer Sprache wider; sagt man doch zum Beispiel ‚ich bin traurig‘. Wenn man dieses Statement genauer anschauen würde, dann bedeutet es, dass ich immer traurig bin, dass ich keinen anderen Zustand als Trauer kenne, dass in keiner Sekunde meines Lebens etwas anderes als Trauer da ist… also völlig unmöglich, denn selbst die traurigsten Menschen erfahren mindestens ab und zu auch andere Gefühle als Trauer.

Hier empfehle ich, erstmal den Gebrauch unserer Sprache anzupassen, also das Statement ‚ich bin traurig‘ mit ‚ich fühle Trauer‘ zu ersetzen. Und so kann ich die Trauer nicht mehr ’sein‘, sondern erfahre gerade Trauer als Gefühl, d.h. das ‚Ich‘ und die Trauer sind nicht ein und dasselbe. Anders ausgedrückt könnte man auch sagen das ‚Ego‘ ist traurig und der Teil in mir der alles beobachtet, das wahre ‚Ich‘, erfährt diese Trauer in diesem Moment und da alles vergänglich ist, wird in einem nächsten Moment zu 100% Sicherheit auch wieder eine andere Emotion erfahren.

Nun sind wir bei dem angelangt, was alle Weisheitslehrer sagen: Wir sind nicht unsere Gedanken oder Gefühle, usw. – Wir sind das ‚Ich‘, das diese Gedanken und Gefühle wahrnimmt, als Erfahrung erfährt – das wahre ‚Ich‘ ist also der Erfahrende und nicht die Erfahrung.

Wenn für Dich das Sinn macht, dann bist Du eigentlich bereits auf dem Weg ins spirituelle Erwachen. Dies macht nun den Weg frei, die Erfahrungen (z.B. der Trauer) mit Übung, mehr und mehr losgelöst von unserer Identität zu fühlen und Dir dadurch Schritt um Schritt näherzukommen.

 

In den alten Weisheitslehren gibt es zwei Methoden dies zu tun.

Tantrische Methode zum Transzendieren von Emotionen:

In der Tantrischen Lehre kehre ich die Angewohnheit von einem Gefühl wegzurennen um und bringe meine Aufmerksamkeit voll in ein präsentes Gefühl rein, lasse es voll und ganz als körperliche Sensation zu. Für einen kurzen Moment scheint es, dass ich tatsächlich zum Gefühl werde. Hier hilft, sich vorzustellen wie wohl ein kleines Kind diese Sensation im Körper das erste Mal wahrnehmen würde, wenn der Verstand die dazugehörige Story noch nicht kreiert hat und immer wieder zur rohen Sensation im Körper zurück zu kehren. Intensive Breathwork Erfahrungen sind eher dem Tantrischen Weg zuzuschreiben. Solche Körpersensationen oder energetische Signaturen von Emotion beginnen sich, unmittelbar nach dem Du ‘ja’ dazu sagst, an zu verändern und irgendwann triffst Du die unter der Emotion liegende Stille und den Frieden in Dir.

 

Vedantische Methode zum Transzendieren von Emotionen:

In der Vedantischen Lehre nehme ich ein paar Schritte Distanz von der Erfahrung des Gefühls, d.h. ich richte meine Aufmerksamkeit auf den Beobachter oder das wahre Selbst und beobachte alles. Auch hier möglichst nur die Körpersensationen fühlen, ohne anhaften der Story. Beschreibungen dieser Körpersensationen können dann z.B. lauten: ‚es vibriert eine Energie in meinem Bauch, da ist ein Stechen in meinem Herzen, ich fühle ein Gefühl von Enge in meiner Kehle‘ – aber auf keinen Fall der Sensation einen bewertenden Namen geben, z.B. das ist Angst oder schlecht, usw – dann wird es sofort zum Leiden, sonst ist es einfach ein Schmerz im Körper. Das Fühlen der körperlichen Sensationen behält den Verstand ruhig und mit etwas Übung bleibt das Erkennen des Selbst – Emotionen und Schmerzen lösen sich einfach auf.